Shedhalle / Veranstaltungen / März 2013

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Filmplakat: Parsifal, Hans-Jürgen Syberberg, D/F, 1982
Filmplakat: Parsifal, Hans-Jürgen Syberberg, D/F, 1982

Programm 2 / Dienstag 19.3.2013, 18:30, Shedhalle

Kontinuitäten rechter Ästhetik: Syberbergs Wagner/Hitler-Komplex

Video-Lecture von Peter Grabher

Sowohl in Richard Wagners Antisemitismus als auch in dessen anti-moderner Kunstreligion fand der verkannte Künstler Hitler einen Wahlverwandten und Vorläufer. Konsequent, denn „der Faschismus läuft“ – Walter Benjamin zufolge – „auf eine Ästhetisierung des politischen Lebens hinaus.“ Winifried Wagner stellte Bayreuth dann bekanntlich ganz in den Dienst des Führers und der NS-Hetzfilm „Der ewige Jude“ (1940) zitiert Richard Wagner an entscheidender Stelle. Ausgehend von dieser Konstellation befragt die Video-Lecture Hans-Jürgen Syberbergs filmischen Wagner/Hitler-Komplex, kontextualisiert ihn im memorialen Epochenbruch der 70er-Jahre und präsentiert diverse Lesarten seiner monströsen, anarchischen und irrationalen Montagen – von Susan Sontag, Michel Foucault und Serge Daney, aber auch seitens der „Neuen Rechten“. Filmausschnitte: „Winifred Wagner und die Geschichte des Hauses Wahnfried 1914–1975“ (D 1975), „Hitler, ein Film aus Deutschland“ (D 1977-1980), „Parsifal“ (D 1982)

Peter Grabher, geb. 1969, Historiker und Filmwissenschaftler, Arbeit als Lehrer an einem Wiener Gymnasium. 2006/07 Forschungsaufenthalt an der École normale supérieure Paris. Arbeit an der Dissertation mit dem Titel »›Hier und anderswo‹. Palästina-Israel im essayistischen Film«. Publikation: »Sowjet-Projektionen. Die Filmarbeit der kommunistischen Organisationen in der Ersten Republik (1918-1933)«, in: Christian Dewald (Hg.), Arbeiterkino. Linke Filmkultur der Ersten Republik, Wien: Filmarchiv Austria 2007. Mitglied der Wiener Gruppe KINOKI (http://www.kinoki.at).

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„Eine lästige Gesellschaft“, Marika Schmiedt
„Eine lästige Gesellschaft“, Marika Schmiedt

Programm 1 / Dienstag 5.3.2013, 18:30, Shedhalle

Eine lästige Gesellschaft

von und mit Marika Schmiedt

Filmische Selbstermächtigung: Marika Schmiedt  „Eine lästige Gesellschaft“ Marika Schmiedt, A 2001, 70 min 

Am Ende dieses Films stehen Bilder von Auschwitz unter grau verhangenem Himmel. Die Regisseurin Marika Schmiedt wandert durch die Überreste des Ortes, der emblematisch für die nationalsozialistische Mordmaschinerie steht. Ihre Tante Sofie überlebte Ausschwitz, während die Großmutter Amalia Horvath im Rahmen des sog. „Euthanasie“-Programmes ermordet wurde. „Eine lästige Gesellschaft“ dokumentiert die hartnäckige Suche der Enkelin nach den Spuren ihrer Großmutter. Ihre geschichtspolitische Recherche interveniert hartnäckig und stört die kafkaeske Bürokratie der Archive. Diese erweisen sich als Institutionen des andauernden Ausschlusses, dem der Film seine Arbeit der Selbsthistorisierung entgegensetzt. Marika Schmiedt: „Für mich ist es schrecklich und unerträglich diese Parallelen zur NS-Vergangenheit zu sehen. (...) Es gibt Attacken, Pogrome, Tote. Was braucht es noch? Viele Leute wissen davon, sie sind kurze Zeit betroffen, aber es gibt keine Veränderung.“

Marika Schmiedt, 1966 in Traun/Oberösterreich geboren, Aktivistin, Filmemacherin, bildende Künstlerin. Die Auseinandersetzung mit der Situation der Roma vor und nach 1945 bildet einen Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.

Für weitere Informationen zum Film und zur Arbeit von Marika Schmiedt: www.marikaschmiedt.wordpress.com