Programm 6 / Freitag 17.5.2013, 19:00, Shedhalle
Gewalt im Wagner-Sound. Von Walküre ins Queere: Ein rassistischer Filmritt und seine Nach-, Um- und Gegenbildungen 1915-2013.
Video-Lecture von Drehli Robnik
Um „Wagner im Film“ geht es bei dieser Video-Lecture nicht im biographischen, filmhistorischen oder musikologischen Sinn, sondern im Register von „Greatest Hits“: Richard Wagners bekanntestes, unter dem Gebrauchsnamen „Walkürenritt“ geläufiges Musikstück hört nicht auf, weltweit und nachhaltig durch Film- und Medienkulturen zu geistern, immer wieder aufgelegt in verschiedensten Nach-, Um- und Gegenbildungen. Es wird um diesen und andere Wagner’sche „Greatest Hits“ gehen – Schläge und Treffer –, um Inszenierung von "Größe" wie auch deren Demontage. Diese „Hits“ werden an diversen Berührungspunkten mit filmästhetischem und politischem Denken zusammengelesen.
Entlang von Gedanken von Michael Rogin, Miriam Hansen, Joseba Gabilondo, Gilles Deleuze und Jacques Rancière durchquert die Video-Lecture die Kinogeschichte: Von der mythischen Geburtsstunde des amerikanischen Spielfilms samt Apologie des Ku-Klux-Klans in D. W. Griffiths rassistischem The Birth of a Nation (1915), über die Versetzungen des betreffenden Musikstücks in diverse Re-Visionen des Kriegs der USA in Vietnam (My Name Is Nobody, 1973; Apocalypse Now, 1979; Forrest Gump, 1994) bis hin zum zwiespältigen Zuschnitt des Siegfried-Stoffs im Heldenwerdungsprozess von Django Unchained (2013). Dazwischen die „Neuauflage der alten Wagner-Platte“ im Anti-Nazi-Widerstandsdrama Valkyrie (2009) – darin wird von einer Nebenfigur mit Bärtchen der Satz gesprochen: „One cannot understand National Socialism if one does not understand Wagner.“
Drehli Robnik, Filmtheoretiker und Historiker; Promotion an der Universität Amsterdam; Externe Lehrtätigkeit in Fimwissenschaft an Unis in Wien und Brno 1995-2012; Tätigkeit als Filmkritiker und Edutainer; FWF-Forschungsprojekt "Political Aesthetics of Contemporary European Horror Film. Buchveröffentlichungen: „Film ohne Grund. Filmtheorie, Postpolitik und Dissens bei Jacques Rancière“. Wien, Berlin 2010, „Geschichtsästhetik und Affektpolitik. Stauffenberg und der 20. Juli im Film“. Wien 2009; Hrsg. mit Amalia Kerekes und Katalin Teller: „Film als Loch in der Wand. Kino und Geschichte bei Siegfried Kracauer“. Wien, Berlin 2013, Hrsg. mit Thomas Hübel und Siegfried Mattl: „Das Streit-Bild. Film, Geschichte und Politik bei Jacques Rancière.“ Wien, Berlin 2010.