DI 15.11.: Inventionen: «Immanenz»

Shedhalle / Veranstaltungen / November 2011 / Dienstag 15. November, 19 Uhr

Inventionen Flyer

Inventionen 2011 Flyer

Inventionen
Thomas Hippler (Lyon), Anne Sauvagnargues (Paris)

15. November 2011, 19 Uhr
Doppelvortrag in der Reihe «Inventionen»

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«Das Wesentliche einer Invention ist, die Verbindung von Kräften herzustellen, die vor der Invention einander entgegengesetzt waren. Die Invention ist eine Assoziation von Kräften, die sich an die Stelle einer Opposition oder sterilen Gegenüberstellung der Kräfte setzt.» (Gabriel Tarde, «L’opposition universelle»)

Das einflussreichste Theoriegefüge des ausgehenden 20. Jahrhunderts ist in die Jahre gekommen: Entstanden im politischen Kontext und den sozialen Milieus der 1960er und 1970er Jahre, war der «Poststrukturalismus» keine Schule, und seine ProtagonistInnen arbeiteten nicht notwendigerweise zu den selben theoretischen Fragen. Er war vielmehr eine intellektuelle Hochkonjunktur, die mit tiefgehenden Umformungen der Lebensstile und Wissensformen, mit neuen diskursiven Ordnungen und sozialen Praxen einherging.

Viele seiner bedeutenden AutorInnen, unter ihnen die Theorie-Stars Foucault, Deleuze und Derrida, sind heute nicht mehr am Leben. Umso leichter gelingt es in unterschiedlichen Zusammenhängen, ihre Theoriebildung zu vereinnahmen, zu dekontextualisieren, zu entpolitisieren, nach Jahrzehnten der Hegung an den subkulturellen Rändern politisch zu
zerreiben oder zum faden akademischen Mainstream zu verharmlosen.

Die Veranstaltungsreihe Inventionen betreibt die Präsentation aktueller Positionen des «Poststrukturalismus» wie auch den Versuch einer erneuten Neuzusammensetzung, Transversalisierung und Queerung seiner Ströme. Die Neuerfindung des Politischen und seiner Theorie wird vor allem und gerade in eben jenen Gefilden erprobt, in denen sie schon
Jahrzehnte lang gedeiht: (queer-)feministische Praxis, kritische Migrationsforschung, kritische Kunst- und Wissensproduktion, soziale Bewegungen und ausserakademische Philosophie.

Vielleicht wird auf diesem Weg sogar das Label «Poststrukturalismus», nie viel mehr als ein Hilfskonstrukt, um sehr verschiedene theoretische Strömungen zusammenzufassen, nach Jahren zunehmender Aushöhlung und Entleerung gänzlich obsolet und durch ein neues Begriffsgefüge ersetzt. Die Inventionen sollen Anstösse dafür entwickeln, diese Erfindung eines neuen Begriffsgefüges und seine Assoziation mit sozialen Praxen möglich werden zu lassen.