FR 23.07. / SA 24.7: Workshops «Der Zentrale Runde Tisch der DDR»

Shedhalle / Veranstaltungen / Juli 2010 / Freitag 23. Juli und Samstag 24. Juli

Elske Rosenfeld: «Darf ich mal unterbrechen». Installationsansicht KHM Galeri, M

Elske Rosenfeld: «Darf ich mal unterbrechen». Installationsansicht KHM Galeri, Malmö, Schweden, 2009

Der Zentrale Runde Tisch der DDR
Offene Workshops am 23. und 24. Juli

In der DDR versammeln sich 1989 Vertreter aller Parteien und der Bürgerbewegungen wie dem Neuen Forum oder der Initiative Frieden und Menschenrechte an einem runden Tisch, um im bestehenden Machtvakuum Vorraussetzungen zu schaffen, die den (drohenden) Ausbruch von Gewalt verhindern können. Im Bemühen, der DDR zu einer neuen Rechtsstaatlichkeit zu verhelfen, versuchen sie, erste freie Wahlen zu ermöglichen. Bald von der faktischen Wiedervereinigung eingeholt und außer Kraft gesetzt, entsteht zuvor am Zentralen Runden Tisch und seinen Ausschüssen noch der Entwurf zu einer neuen Verfassung der DDR, werden Fragen der Legitimation, des Selbstverständnisses, der eigenen Verfahren und der Ziele des Gremiums aufgeworfen und verhandelt. Die Dringlichkeit, sich gegenüber den auf den Straßen der Städte laut geäußerten Protesten zu verantworten, spielt bis in die Sitzungen des Runden Tisches hinein:

«DUCKE: Das war jetzt ein konkreter Vorschlag. Ich greife das jetzt auf. Wir diskutieren: Sollen wir eine Delegation hinausschicken? POPPE: Vielleicht können wir uns auf den Vorschlag von Herrn Ullmann einigen. DUCKE: Nein, bitte, ich habe jetzt gefragt, möchten wir eine Delegation von diesem Runden Tisch, nicht nur von einer Seite, herausschicken. Frau Köppe. KÖPPE: Ja, aber eine Delegation, die dann auch eine entsprechende Erklärung abgibt von allen Seiten. Nicht dass jetzt ein Vertreter der SDP rausgeht und versucht zu vermitteln … ZIEGLER: Ich denke, was sie fordern ist verständlich. Bloß wir sind ja noch nicht soweit, dass wir diese Erklärung abgeben können, besonders zu den besonderen Fragen. Das müssen wir ja dann erst hier vereinbaren.»*

Im Hinblick auf Geschichtsschreibungsprozesse befasst sich der offene Workshop am 23. und 24. Juli mit Auszügen aus den Wortprotokollen des Zentralen Runden Tisches der DDR und begegnet Fragen der Erinnerbarkeit, der Mitteilbarkeit, der Eintragung politischer Geschehnisse, des Wirkens zwischen Einzelnem und Gemeinschaft und Momenten der Zeugenschaft. In Zusammenarbeit mit Elske Rosenfeld (Künstlerin, DE) und einer offenen Gruppe von TeilnehmerInnen werden diese Protokolle über mehrere Tage hinweg gemeinsam gelesen, kommentiert, bearbeitet, gesprochen und auf- wie ausgeführt.

(*Auszüge aus Der Zentrale Runde Tisch der DDR, Wortprotokoll und Dokumente, Band I, 1. Sitzung des Zentralen Rundes Tisches vom 7. Dezember 1989)