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"Miss Roma", video still, Tamara Moyzes
"Miss Roma", video still, Tamara Moyzes

Programm 8 / Teil 2 / Freitag 21.6.2013, 19:00, Shedhalle

Sich selbst ein Bild machen.

In Gesellschaften, die der „ethnischen“ Zuordenbarkeit von Personen einen hohen Stellenwert beimessen und daran deren sozialen Status binden, ist für jene, die zu „Anderen“ gemacht werden, eine Vielzahl an psychischen und physischen Leistungen notwendig: zu versuchen, rassistischen Zuschreibungen entweder ein Stück weit zu entkommen und als „normaler“ Teil der Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen zu werden oder Zuschreibungen zu entgegnen und mit der damit verbundenen rassistischen Abwertung oder exotisierenden „Aufwertung“ aktiv umzugehen und sie zurückzuweisen. Die beiden Abende der Filmreihe am 19. und 21.6. stellen Strategien des „Weiss-werdens“ oder „Unsichtbar-werdens“, aber auch des Outings und des „Anders-seins“ zur Diskussion.

Teil 2

Einsichten ins Aussehen. Filmische Statements zur Visualität von Rassismus

„Frantz Fanon, Black Skin White Mask“ Regie: Isaac Julien, Produktion: Mark Nash / Arts Council of England, UK 1996, 73 min, engl. OV 

„Miss Roma“ Regie: Tamara Moyzes, 2007, 1:40 min

In Anwesenheit von Tamara Moyzes

Unterdrückung und Rassismus haben tiefe Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Kolonisierte und rassistisch Diskriminierte sich selbst wahrnehmen und als Subjekte konstruieren. Herrschaft reiche in die Psyche der Beherrschten: Diese These formulierte Frantz Fanon (1925-1961) in seinem Buch „Schwarze Haut, weiße Masken“ (1952), einem bahnbrechenden „Essay for the Disalienation of Blacks“ wie dessen erster Titel lautete.

Durch die Montage von Archivmaterial, Interviews – u.a. mit Stuart Hall und Françoise Vergès – sowie fiktionalen Rekonstruktionen zeichnet Isaac Juliens Filmessay ein komplexes Bild Frantz Fanons im Kontext der Entkolonialisierung und des algerischen Befreiungskrieges und verknüpft es mit aktuellen Diskursen um queere und post-koloniale Identitäten.

Tamara Moyzes’ Video „Miss Roma“ zeigt das Anlegen einer „White Mask“. Die Verwandlung der weiblichen Protagonistin inszeniert den Durchgang durch ein schwellenloses Kontinuum des Aussehens innerhalb dessen der Rassismus seine ästhetischen Grenzen und Wertungen aufrichtet. Dieses „passing“ spielt mit der „color line“ und verunschärft sie bis zur Ununterscheidbarkeit. 

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"Die Beichte", video still, Eva Merckling-Mihok, CH 2008
"Die Beichte", video still, Eva Merckling-Mihok, CH 2008

Programm 8 / Teil 1 / Mittwoch 19.6.2013, 19:00, Shedhalle

Sich selbst ein Bild machen.

In Gesellschaften, die der „ethnischen“ Zuordenbarkeit von Personen einen hohen Stellenwert beimessen und daran deren sozialen Status binden, ist für jene, die zu „Anderen“ gemacht werden, eine Vielzahl an psychischen und physischen Leistungen notwendig: zu versuchen, rassistischen Zuschreibungen entweder ein Stück weit zu entkommen und als „normaler“ Teil der Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen zu werden oder Zuschreibungen zu entgegnen und mit der damit verbundenen rassistischen Abwertung oder exotisierenden „Aufwertung“ aktiv umzugehen und sie zurückzuweisen. Die beiden Abende der Filmreihe am 19. und 21.6. stellen Strategien des „Weiss-werdens“ oder „Unsichtbar-werdens“, aber auch des Outings und des „Anders-seins“ zur Diskussion.

Teil 1

Von der Norm abweichen.

„Die Beichte – Eine filmische Auseinandersetzung mit dem Anderssein“ Regie: Eva Merckling-Mihok, CH 2008, 27 min, dt./cz. OV mit dt. UT

In Anwesenheit von Eva Merckling-Mihok

Im Schutz der Dunkelheit des Beichtstuhles gewährt die Sprecherin Einblicke in die eigene Autobiographie: Sie erzählt von der Verdrängung des Existenz des Vaters in der Familie – ein Rom aus Tschechien, der sich aus dem Staub gemacht hat. Sie erzählt von Gefühlen der Minderwertigkeit und der Schuld, deren Ursprung in der Abneigung der Mutter und Großmutter gegenüber dem Vater und der Scham für die (Halb-)Romni-Tochter liegen. Von den Erfahrungen in der Kindheit und Jugend, die klar machen, dass die Verdrängung keinen Schutz vor Vorurteilen und Diskriminierung bietet. Und sie erzählt von einem selbstbestimmten Umgang, den sie während des Erwachsen-Werdens mit ihrer Geschichte und Identität gefunden hat. „Die Beichte“ äussert eine Klage an den Vater und gleichzeitig eine Sehnsucht nach Versöhnung mit ihm und schliesslich auch mit sich selbst.