Formen der Beteiligung: Tellervo Kalleinen/ Oliver Kochta-Kalleinen, JOKAklubi und YKON

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Kalleinen/Kochta-Kalleinen (FIN): "I love my job" 2009/10 (Videostill)

Kalleinen/Kochta-Kalleinen (FIN): "I love my job" 2009/10 (Videostill)

Formen der Beteiligung
Tellervo Kalleinen/ Oliver Kochta-Kalleinen, JOKAklubi und YKON

3. Februar -15. April 2012

Kuratorin: Yvonne Volkart
KünstlerInnen: Tellervo Kalleinen/ Oliver Kochta-Kalleinen, JOKAklubi und YKON

Eröffnung: Freitag, 3. Februar, 19 Uhr
21.30 Uhr, Restaurant Ziegel oh Lac, Rote Fabrik: Performance «Off Art Talent Show», mit der finnischen Gruppe JOKAklubi und Gästen aus Zürich

Finissage: Sonntag, 15. April, 15-18 Uhr, mit einem partizipativen Spiel der Gruppe YKON

Führungen: Donnerstag, 23. Februar, 18 Uhr und 15. März, 18 Uhr. 

Das in Finnland lebende Künstlerpaar Oliver Kochta-Kalleinen (*1971) und Tellervo Kalleinen (*1975) nahm bereits an unserem ersten Ausstellungsprojekt Un/Mögliche Gemeinschaft teil. Wir zeigten die Videoarbeit The Making of Utopias, die aus der engen Zusammenarbeit mit vier verschiedenen ‚Aussteiger‘-Communities in Australien entstand und ein lebendiges Portrait über utopische Gemeinschaften liefert. Und wir produzierten einen Beschwerdechor für Zürich, eines der erfolgreichsten Projekte von Kalleinen/Kochta-Kalleinen, das sich mittlerweile von ihnen als verantwortliche Künstler_innen abgelöst und verselbständigt hat. Aufgrund dieser spannenden Begegnung und dem Eindruck, dass die beiden eine ganz eigenständige Weise gemeinschaftlicher und kommunikativer Praktiken entwickeln, entstand der Wunsch, ihre auf Partizipation, Kollektivität und wechselnde Konstellationen gründenden Arbeitsweisen genauer zu thematisieren und einige Arbeiten speziell mit dem Zürcher Publikum weiter zu entwickeln. Im Mittelpunkt der gezeigten Ausstellung standen Kalleinen/Kochta-Kalleinens neue Videoinstallationen: I love my Job, People in White, Dreamland, Beschwerdechöre und Archipelago Science Fiction, welches für die Ausstellung fertig gestellt wurde. Ergänzt wurden sie durch die für Zürich produzierte Performance Off Art Talent Show der Gruppe JOKAklubi sowie eine Installation und ein partizipatives Spiel der Gruppe YKON. Beide Künstler_innen sind Teil dieser Gruppen. Im Gegensatz zum intendierten Werkcharakter der Videos und ihres aufwändigen und lange dauernden Prozesses fokussieren die Gruppen auf das Momenthafte und die Inputs der Teilnehmer_innen vor Ort.

Wie teilhaben?

Obwohl die Videos durch einen scheinbar geschlossenen ‚Werkcharakter‘ gezeichnet sind, sind es keine Filme im herkömmlichen Sinn. Vielmehr sind sie das ästhetisch reflektierte Endprodukt eines bewusst langwierigen, kollektiven und partizipativen Prozesses mit verschiedenen Menschen, die sich durch ein bestimmtes Thema angesprochen fühlen und bereit sind, sich einzubringen. Der Grad der Teilhabe variiert, je nach Projekt und persönlichem Bedürfnis. Für Dreamland etwa benutzten Kalleinen/Kochta-Kalleinen das sogenannte Crowdsourcing, eine Form kollaborativer Wissensgenerierung, die aus der Open-Source-Community stammt, und dem nicht-monopolistischen Lösen eines Problems dient. Sie lancierten einen öffentlichen Aufruf, der das Thema umriss und sammelten das Material, das ihnen die Beteiligten zukommen liessen. Gesucht wurden Träume, in denen die damalige finnische Präsidentin eine Hauptrolle spielte. Aus den 80 eingesandten Träumen trafen die Künstler_innen eine Auswahl, verwandelten sie in ein Skript und machten einen Film daraus, bei dem Interessierte mitspielen konnten. Bei dieser Form ‚beschränkt‘ sich die Beteiligung auf das Liefern des Inhalts sowie die Aufführung. Andere Projekte, wie People in White, Archipelago Science Fiction und I love my Job sind dialogischer angelegt. Trotz der jeweiligen Unterschiede haben sich bestimmte Vorgehensweisen bewährt: So suchen auch hier die beiden Künstler_innen mögliche Beteiligte durch einen öffentlichen Aufruf. Auf diesen folgt ein differenzierter Fragenkatalog, der schriftlich, vor allem aber in einem mehrstündigen, persönlichen Gespräch diskutiert und aufgezeichnet wird. Aus diesen Einzelgesprächen formulieren Kalleinen/Kochta-Kalleinen entweder erste, gemeinsam zu diskutierende Vorschläge für Skripte, und/oder es gibt weiterführende Workshops, bei denen die Beteiligten gemeinsam bzw. in verschiedenen Interessensgruppen mögliche Geschichten und Skripts erarbeiten. Wer bei den Filmen nicht mitspielen will (zumeist aus Gründen der Anonymität oder mangelnden Zeit), wird durch professionelle Schauspieler_innen vertreten.
Vom Grad der Entscheidungsmöglichkeiten sind diese Projekte basisdemokratisch und anti-autoritär angelegt und erinnern in ihrer Ausführung an Projekte wie etwa Summerhill seit den 1920er Jahren, wo das Erfinden von Geschichten und deren Diskussion auch eine Rolle spielt(e), oder an die Anti-Psychiatriebewegung in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Rolle der Künstler_innen besteht in einer Art Gastgeber- und Moderator_innenrolle, die die Dinge anstösst und zusammenfasst. So müssen sie etwa beim Beschwerdechor-Projekt gar nicht mehr persönlich anwesend sein, weil spezielle Beteiligte, wie die Initiant_innen oder der/die Chorleiter_in die Verantwortung für die Realisation übernehmen. Neben dem Partizipationsgedanken geht es bei diesem Projekt aber noch stärker um die Community-Bildung und damit verbunden die Erfahrung einer temporären Gemeinschaftlichkeit. 

Ein Thema in Variationen

Es ist nur logisch, dass aus diesem dialogischen Produktionsprozess eine Vielzahl an möglichen Geschichten resultiert; nie umfasst eine Videoarbeit nur eine einzige Geschichte oder nur eine Version. Jedes ‚Werk‘ ist auch in seiner Endphase eine heterogene Mischung aus vielen Erzählungen oder Varianten: Während die Installation I love my Job aus acht Fallbeispielen aus Helsinki und Göteborg besteht, vereint Archipelago Science Fiction vier unterschiedliche Fantasien über eine mögliche Zukunft auf den Inseln bei Turku; auch längere Filme wie The Making of Utopias, Dreamland oder sogar People in White, ein Film im Kinoformat, besteht stets aus verschiedenen Szenarien, die die jeweils unterschiedliche oder individuelle Sicht und Erfahrung der Betroffenen widerspiegeln. In den meisten Filmen spielen Momente von Wiederholung und Abwandlung (Ähnlichkeit) eine wichtige Rolle. Diese Wiederholung des Sujets, der verhandelten Situation, des nach-erlebbaren Gefühls oder der jeweiligen filmischen Struktur zeigt, dass sich unter bestimmten Umständen und bei aller Individualität gewisse hierarchische Strukturen, Erfahrungen von Macht und Ohnmacht, Angst oder Lust wiederholen können. Diese sicht- und erlebbar zu machen, ist ein wesentliches Ziel dieser Wiederholungen.
Die Variabilität und prinzipielle Offenheit der Filme stellt somit nicht nur die Summe individueller Perspektiven dar, vielmehr ist sie das Ergebnis eines kollektiven, vielstimmigen Prozesses, der sich auch ästhetisch einer vereinnahmenden Wir-Identität und simplen Repräsentation widersetzt. Es entspricht dem, was Gilles Deleuze, Félix Guattari zitierend, folgendermassen formuliert:

„Das Kriterium für eine gute Gruppe besteht darin, dass sie sich nicht vormacht, einzigartig, unsterblich und signifikant zu sein wie ein Verteidigungs- oder Sicherheitssyndikat, wie ein Ministerium der Kriegsveteranen, sondern sich auf ein Aussen bezieht, dass sie mit ihren Möglichkeiten des Unsinns, des Todes oder des Zerspringens konfrontiert, und zwar‚ ,gerade wegen ihrer Öffnung gegenüber anderen Gruppen‘. Das Individuum seinerseits ist eine solche Gruppe.“ (Deleuze, Gilles: Vorwort. Drei Gruppenprobleme. In: Guattari, Félix: Psychotherapie, Politik und die Aufgabe der institutionellen Analyse. Frankfurt a.M. 1976, S.7)

Mit anderen Worten: Obwohl Momente von Solidarität und Gemeinschaft eines der Ziele dieser Projekte sind, wird doch auf einer Form von Singularität bestanden, die zugleich mehr oder weniger ist als es das Wort ,Individuum‘ suggeriert. Diese ‚Einzigkeit‘ ist immer nur zu ganz bestimmten Zeiten, an ganz bestimmten Orten, mit ganz bestimmten Akteur_innen möglich, sie ist situativ und nicht wiederholbar.
Auch das Ausstellungsdisplay stellt ein bewusstes In-Szene-Setzen solcher ereignishafter Momente von Präsenz/Absenz dar. Szenografisch äussert sich dies dadurch, dass z.B. die acht Episoden aus I love my Job zwar auf acht verschiedenen Screens gezeigt werden, dass aber im Moment immer nur ein verhandelter ‚Fall‘ angeschaut werden kann. Die übrigen Screens sind schwarz und geben lediglich den Titel des nicht gezeigten Filmes an. Auch die vierteilige Installation Archipelago Science Fiction strahlt nie alle Zukunftsfantasien gleichzeitig aus; auch hier wird immer nur ein Szenario nach dem anderen, an nur gerade einem Monitor gezeigt. Die restlichen Monitore bleiben leer: ein zeitliches Kontinuum, das als kontinuierliche Monitorreihe in den Räum übersetzt wird, das Übersichtlichkeit und lineare Ordnung suggeriert und gleichzeitig durchkreuzt. Der Raum selbst generiert so Momente der Abwesenheit und der Leere (so viel Platz und so wenig los), aber auch des Unvorhersehbaren und Sprunghaften: Nie kann man sich ganz sicher sein, wo der nächste Film beginnt, immer wird man ein paar Sekunden lang den Anfang verpasst, den Durchblick nicht gehabt haben. Unsere Bewegung im Raum, um der Filme habhaft zu werden, wird zu einem symbolischen Durchqueren von Räumen, Zeiten und Abgründen, wo fast nichts geschieht.

Zwischen Therapie und Kunst

Egal, um welche Themen es geht, den Momenten des Erzählens und Durchspielens kommt eine wichtige Bedeutung zu. Dieses Vorgehen, das auf Momente des Ereignishaften und der Aktualisierung statt der Repräsentation setzt, erinnert an therapeutische Prozesse, bei denen man davon ausgeht, dass das Erzählen einer problematischen oder traumatischen Situation ein erstes Bewusstsein darüber schafft, dass etwas fundamental nicht in Ordnung ist und etwas dagegen getan werden muss. Mit der Option, an einem Spiel teilzunehmen oder gemeinsam einen Film zu drehen, erhält einerseits das geschilderte Problem, so banal oder traumatisch es zu sein scheint, eine Ernsthaftigkeit und eine Wichtigkeit, wird andererseits aber durch den spielerischen und künstlerischen Umgang damit auch zu einem abgrenzbaren, zu bewältigenden Thema, das zugleich innerhalb als auch ausserhalb von einem selbst liegt. Das gemeinsame Filme-Machen dient also nicht nur dazu, ein ästhetisches, autonomes Werk zu produzieren, sondern ein abgeschlossenes, überschaubares und erreichbares Ziel vor Augen zu stellen und dies in einer temporären Gemeinschaft zu erreichen suchen.
In einer informellen Dienstleistungsgesellschaft wie unserer heutigen, in der immer weniger Fassbares hergestellt wird oder fassbar ist, und wo fast nur noch Daten herum geschoben und Papiere geschrieben werden, kommt diesem Aspekt des ,Kreierens‘ eines konkreten Produkts eminente Bedeutung zu: Erfolgserlebnisse, Stolz, Zufriedenheit über das erreichte Ziel und die Erfahrung, dass sich über geteilte Arbeit Dinge erreichen lassen, die allein nicht erreichbar wären, führen zu grundlegenden Gefühlen von Glück und Befriedigung; Gefühle, die selbstredend die Voraussetzung dafür sind, dass man sich selbst als entscheidungsfähiges und verantwortliches Subjekt empfindet.
Das ,Kunstwerk‘ bzw. der Film wird hier also auch zu einem Mittel für den dialogischen Prozess mit den anderen und sich selbst, insofern man, wie Deleuze sagt, selbst eine Gruppe ist. Das Werk als Ziel eines Gruppenprozesses erlaubt es, über Formen nachzudenken, über die Übersetzung von (formlosen) Emotionen und Zuständen in abstrahierbare Zusammenhänge und sichtbare Dinge. Es entspricht meiner Meinung nach einer zutiefst humanen Lust nach Transzendenz des Eigenen in etwas Anderes, Artifizielles, ,Formales‘. Dass letztlich das Wie der Form wiederum die Künstler_innen mehr interessiert als die Teilhabenden, ist so gesehen kein Verrat am Partizipationsgedanken: Es trägt vielmehr der Verschiedenheit der Menschen und deren unterschiedlicher Interessen und Motivationen Rechnung. Und es garantiert letztlich auch, dass die Ebene der Amateure (die als Ausgangspunkt wichtig ist), auch durchbrochen werden kann in Hinblick auf eine Professionalisierung des Ausdrucks und der Ästhetik. Das heisst, es garantiert, dass etwas auch für den künstlerischen Kontext, aus dem heraus es mit geschaffen wurde, wieder interessant wird. (Erinnert sei hier an die Vorwürfe der mangelnden Ästhetik, mit denen sich die Sozialkunst der 1990er Jahre konfrontiert sah). Die Künstler_innen tragen nicht nur diesem Umstand Rechnung, sondern wie gesagt auch dem humanen Bedürfnis nach Ästhetik und Umsetzung des eigenen Lebens in etwas Künstliches, Kunsthaftes, das heisst in Kunst, unabhängig jedoch von Fragen der Professionalität, Distinktion oder des guten Geschmacks. Dieses Bedürfnis ist von den Reality-Sendungen des Fernsehens aufgenommen und dadurch, dass es keine Abstraktionsmöglichkeiten erlaubt, pervertiert worden. Die hier versammelten Praktiken versuchen, diesem Begehren nach Verwandlung seine transzendente Bedeutung zurückzugeben.

Ich spiele gut genug

Die Momente von Spiel und Spielen, als Eröffnen anderer Wege, sind auch bei den weiteren im Rahmen des Ausstellungsprojekts vorgestellten ,Formen der Beteiligung‘, nämlich bei der Performancegruppe JOKAklubi und YKON, zentral. Beim YKON-Game stand ursprünglich der Gedanke im Vordergrund, andere Formate für Treffen und Konferenzen zu entwickeln, um auf unkonventionelle Weise miteinander ins Gespräch oder eben – ins Handeln – zu kommen. So entwickelten und diskutierten die Teilnehmer_innen während mehrer Stunden Vorstellungen und spielten Möglichkeiten vor, wie die Welt geändert werden könnte. Bei JOKAklubis Off Art Talent Show steht der Showgedanke und die Subvertierung kompetitiver Strukturen im Vordergrund. (Ursprünglich ging es bei der Off Art Talent Show auch um die Frage von Zugehörigkeit und möglicher Vereinnahmung, wie sie dem Wort ,OFF‘ bzw. OFF-Art-Szene inhärent ist. Als die Show 2009 erstmals für das Subvisions-Festival in Hamburg entwickelt wurde, ging es auch um Diskussionen von Gentrifizierung, die sich der Off-Szene bedienen könnte.) So werden jeweils lokale Künstler_innen und Menschen, die gerne auftreten, für eine kurze Darbietung auf die Bühne eingeladen, während die drei Frauen von JOKAklubi als Jurorinnen mit ungewöhnlichen und selbstentblössenden Methoden darüber entscheiden, ob etwas ,in‘ oder ,out‘ ist. Dadurch führen sie das Format des Wettbewerbs, wie es an Talent-Shows vorherrscht, ad absurdum und schaffen gleichzeitig eine andere Form der Teilhabe, bei der nicht die Auslese aus den Besten, sondern das Miteinander-Teilen und Geben bestimmend werden.

Alle drei Gruppen eint die Idee, dass im Spiel Momente von Selbstvergessenheit und Gemeinschaftlichkeit entstehen können, die den individualisierten, kapitalistischen Leistungsgedanken und das Primat von (scheinbarer) Vernunft sprengen. Im performativen Hervorholen, Durchspielen und Abstrahieren anderer (,dunkler‘ und ,heller‘) Seiten des Menschseins gelangt etwas zur Darstellung, das in unserer nachmodernen Gesellschaft nur noch wenig Platz hat; und dies, obgleich heute alles und jedes medial exhibitioniert oder intellektuell durchdiskutiert werden kann. Die nicht-hierarchischen und gleich-gültigen, im Sinne von gleichwertigen Versuchsanordnungen, die sie auf die Beine stellen, beschleunigen jenes grundlegende Gefühl, das zentral ist für das Verständnis von sich als handelndem Subjekt: Ich bin gut genug, auch wenn ich vielleicht nur ,OFF‘ statt ,ON‘ bin.

People’s Stories

„Eine meiner grundlegendesten Erfahrungen war das Buch Amerikanische Portraits von Studs Terkel. Es war eine redigierte und womöglich zensurierte Fassung von Working: People Talk About What They Do All Day and How They Feel About What They Do aus dem Jahre 1974. Darin sprachen Leute wie Hausfrauen, Feuerwehrmänner oder Bankmanager über ihren Tagesablauf und ihr Arbeitsleben. Ich war zwölf Jahre alt, und es war eine meiner besten Leseerfahrungen in der Jugend. Natürlich waren der Westen oder die USA so etwas wie ein exotisches Märchenland für uns aus der DDR, aber ich glaube, es waren trotzdem eher die Rohheit des Textes, die Emotionen, der Humor und die Tragödie des Alltagslebens, die mich am stärksten beeindruckten. Das war viel besser als Die Schatzinsel oder andere Literatur für Jungen. Ich glaube, dass etwas von dieser Leseerfahrung in unseren Projekten weiterwirkt.“ (Kochta-Kalleinen, Oliver in einer E-Mail, März 2012)

Im Mittelpunkt aller hier diskutierten Projekte stehen Menschen, ihre verdeckten Geschichten, ihre Abgründe, Träume und Wünsche, ihre Auseinandersetzungen mit der sozialen Welt. Das Motto der Formen der Beteiligung gilt somit auch für die Künstler_innen selbst: Sie wollen sich beteiligen, an den Menschen, an der Welt, an ihren Hierarchien, und sie wollen adäquate ästhetische Formen dafür entwickeln. Obwohl sich jedes der hier vorgestellten Projekte durch eine variierende Form der Interaktion und Teilhabe auszeichnet und obwohl bei jedem die Welt nicht als ,easy going‘ gezeigt wird, sind Humor und eine Art von absurder, surrealistischer Komik ein durchgängiges Prinzip: Witz und Leichtigkeit als Überlebensstrategie. Sie sind ein Vermögen, festgefahrene Systeme anders wahrzunehmen und zu erleben, so dass wir ihnen auch in der Realität anders begegnen können.
 

"I love my job!"