Beschwerdechor
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Der erste Zürcher Beschwerdechor!
Zum Projektabschluss der Ausstellung «Un/Mögliche Gemeinschaft» initiierte die Shedhalle in Kooperation mit dem Fabriktheater Rote Fabrik und unterstützt vom ith/ ZHdK den Zürcher Beschwerdechor.
Ein Gruppe von Zürcherinnen und Zürchern bildete den ersten Zürcher Beschwerdechor zusammen mit der Alphornistin Regina Steiner und dem Pianisten Niels van der Waerden, unter der Leitung der Komponistin Stefanie Ressin und Mitarbeit von Pastor Leumund aka Jan Theiler.
Der Auftritt war am 30. Januar 2010 auf öffentlichen Plätzen in Zürich. Und es war grandios.
Siehe Pressebeiträge aus TV, Radio und Zeitung unter Pressespiegel.
Die Dokumentation auf der Website complaintschoir.org folgt ca. Mai 2010.
Das Beschwerdechor-Projekt (The Complaints Choirs) wurde 2003 von den finnischen KünstlerInnen Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen initiiert und hat sich seitdem zu einem weltweiten DIY-Gemeinschafts-Kunstprojekt entwickelt. Mittlerweile gibt es 80 Chöre auf der ganzen Welt. Über Flyer werden Menschen angeworben, die Klagen haben und bereit sind, diese zusammen mit einem/r lokalen MusikerIn einzustudieren und öffentlich aufzuführen. Dabei entsteht eine liedhafte inszenierte Form von Protest und Klage.
Vortrag
Keis Problem! S’git schliässli immer öppis über das me sich beschwere cha: mal isch’s z’warm, mal isch’s z’chalt, s’hät z’viil Lüüt oder äkei, si sind z’jung, oder z’alt, mal isch’s der Räge, mal der Schnee oder Sand am falsche Ort, d Underhose zwicked oder d’Cervala isch i grosser Gfaar. Nei, im Ernscht, was mi würkli beschwert und mir mängisch au no d’Nachtrue stört: Frömds Gäld, vo dem dörfs ha beliäbig viil i dere Schwyz, das schützt und hätschlet mer. Aber Mensche schickt me use, will kei andri Farb als Grau in Schwiizerrot., s’chönt ja richtig spannend werde suscht. D’Angscht isch riisig, d’Angscht mer bliibted nümme di gliiche, alte, riiche, behüetete, blüemlete, krüüzlete Schwyzer.
Intro
Pilzbefall im Badezimmer - ekelhaft! Wachstum, nichts als Wachstum, immer - einfallslos! Zu wenig Damenklos in den Theatern, der Egoismus wird schlimmer - überall! Morgens um sieben die Presslufthammer - Laubbläser! Höllischer Lärm von den Kirchglocken - Stundentakt! Abends um zehn kommt die Polizei, weil man zu Hause zu laut gelacht hat.
Strophe 1
Uns regieren nur Wirtschaftsinteressen, Mitbestimmung können wir hier vergessen! Keiner kann mir Philosophie erklären, hört auf, euch übers Wetter zu beschweren! In diesem Chor machen manche nur mit, um Leute kennen zu lernen, denen geht es gar nicht ums Singen, die suchen nur Kontakt!
Refrain 1
Wärum wird min Buuch no grösser und mini Titte werded chlii? Wärum wird Wohnruum no tüürer, das chas doch nöd sii! Fruschtrierti Privilegierti wone irgend öppis fählt, Schwiizer Chääs und Schwiizer Konte morded mit i aller Wält!
Strophe 2
Im luxuriösesten Land der Welt leben und trotzdem nicht zufrieden, was wollt ihr denn? Ausser 3-Monats-Visa-Sex-Sklavinnen, will man hier partout keinen Ausländer sehen! In diesem Chor machen manche nur mit, weil sie sich sonst nicht wehren können, denen geht es gar nicht ums Singen, die brauchen nur ein Ventil!
B-Teil 1
Di huere Seefeldisierig isch en tüüflische Plan! Und d`Gentrifikation vom Chreis drü schiisst mich a! De dümmlichi Wahlkampf, wo me nüt enscheide dörf. Wärum git´s dänn für Mänsche kän Winterschlaf?
Strophe 3
Wenn mein Chef für seinen Job viel zu doof ist, warum sollte man ihn dann nicht rausschmeissen? Die Katze von den Nachbarn soll aufhören, immerzu auf meinen Balkon zu scheissen! In diesem Chor machen viele nur mit, weil es für Beschwerdechöre auf öffentlichen Strassen und Plätzen noch kein Verbot gibt!
Refrain 2
Wärum isch es Wuchenändi numäh zwei Täg lang? Wärum chann ich nümä läbe oh ni min Netzzuegang? Fruschtrierti Privilegierti wone irgend öppis fählt, Schwiizer Chääs und Schwiizer Konte morded mit i aller Wält!
Intro (2)
Noch schneller schmelzende Polkappen - Schneegletscher! Der Zürcher ist ein Jammerlappen - ausnahmslos! Liebe und Sex werden meistens verwechselt, in dieser Stadt find ich keinen Mann - keine Frau! Isolation und Misstrauen - stur gradaus! Noch ein Atomkraftwerk bauen - Risiko! Hört auf zu kläffen ihr kleinen Scheissköter, wider keis Schöggeli zum Kaffi.
Refrain 3
Wärum werdet d’Füess no grösser und d’Wimpere gheied us? Und die huere Schtüür-Erklärig, da chunt doch keinä druus! Innerschwiizer Agglofrizze blaset mir doch id`Schueh, Beni Thurnheer, Roger Köppel löhnt mich endlich in Rueh!
Strophe 4
Militante Senioren mit Sturmgewehr bedrohen unsere Jugend immer mehr! Milliardenüberschüsse bei Swiss-Re, Volksschuel hingäge gits bald nüme meh! In dieser Welt wird Unzufriedenheit und Empörung zum Spektakel und unser Protest zu einem Vehikel der Vermarktung!
B-Teil 2
Di huere Seefeldisierig isch en tüüflische Plan! Und d`Gentrifikation vom Chreis Drü schiisst mich a! De dümmlichi Wahlkampf, wo me nüt enscheide dörf, werum git´s dänn für Mänsche kän Winterschlaf?
Fotos: Thomas Rüst (8)/ Anke Hoffmann (5)