Petra Elena Köhle/Nicolas Vermot Petit-Outhenin «Kunst-Luftschutz-Massnahme»

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Petra Elena Köhle/Nicolas Vermot Petit-Outhenin: «Kunst-Luftschutz-Massnahme»

Petra Elena Köhle / Nicolas Vermot Petit-Outhenin: Detail aus «Kunst-Luftschutz-Massnahme» unter Verwendung 
eines Bildes aus der Photothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München (Abb.)

 

Kunst-Luftschutz-Massnahme

Installation, Fotoprojektion auf Glas, Kreidezeichnung, Backsteine, Schnur, Betonplatten,
Sandsäcke und Bretter, 2011
Foto: Fotograf unbekannt, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Photothek, München

Das Zürcher Künstlerpaar Köhle/Vermot hat sich in den letzten Monaten immer wieder mit Fotografien auseinandergesetzt, die Massnahmen zum Schutz der Kunst im zweiten Weltkrieg dokumentieren. Auch ihre für die Shedhalle produzierte Arbeit setzt eine solche Fotografie in den Mittelpunkt. Es handelt sich um die Akademie in Florenz, in der Statuen, insbesondere der «David» Michelangelos, mit Betonverschalungen geschützt wurden. Das Bild erweckt den Eindruck, als ob die «grosse Kunst» in einen Tiefschlaf versetzt wurde. Verpuppten Larven gleich, harrt sie der Dinge. Das Bild wirkt in der Schwebe zwischen gewaltsam aufgerichteter Monumentalität und traumhaftem Entzug. Wie PsychoanalytikerInnen nähern sich die Künstler diesem längst vergangenen «Traumbild einer Rettung» und versuchen, die Beschaffenheit einzelner Teile als Knotenpunkte versteckter Bedeutungen zu entziffern. In einer Auslege-ordnung im Raum werden einzelne Teile aus dem Bild rekonstruiert und auf dem Boden der Shedhalle ausgelegt: die Betonplatten, die die Schwere des Materials aufnehmen, die Bretter, mit denen sie ursprünglich die Rotonden nachbauten, die Kreise am Boden, die deren Lage im Raum der Akademie kartografieren. Was im Bild vertikal und massiv in die Höhe strebt, ist in der Shedhalle zerstückelt und horizontal geworden. Dazwischen, in einer prekären Schieflage, das zerbrechliche Bild aus Glas, angestrahlt vom Licht des 21. Jahrhunderts. Was fördert die Analyse zu Tage? Zunächst zeigt sie, dass nichts Menschengemachtes für ewig ist, dass alles nochmals, aus der je eigenen, oder, um es mit Walter Benjamin zu sagen, aus der je epochen-spezifischen Perspektive ins Licht geholt werden muss. In der Verbindung dieser unterschied-lichen Räume und Zeiten, hier die Shedhalle, da die Akademie, können sich neue Dinge ereignen. Welcher Art diese Dinge sein könnten, lässt «Kunst-Luftschutz-Massnahme» offen, denn alles ist, wie der unterschiedliche Fragmentcharakter der Einzelteile deutlich macht, Potentialiät.
 

/ www.koehlevermot.ch

Monumentalität und traumhaftem Entzug