Alexandra Bachzetsis

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Alexandra Bachzetsis: A Piece Danced Alone, 2011 (Detail v. Foto: melanie hoffmann)

Alexandra Bachzetsis: A Piece Danced Alone, 2011 (Foto - Ausschnitt/Detail - Melanie Hoffmann) 

 

Alexandra Bachzetsis (*1974, lebt in Basel)
arbeitet als Künstlerin, Choreographin und Performerin im Kontext darstellender und bildender Kunst. Sie ist Solo-Tänzerin ihrer eigenen Stücke als auch Choreographin von Tanz-Performances mit einem Ensemble von Tänzer_innen und Musiker_innen. Bachzetsis untersucht in ihren choreografischen Arbeiten visuelle Codes von Dress- und Körpersprache und im Zentrum dessen oft weibliche Stereotype, wie sie uns die Bildwelten der populären Kultur einspeisen. Gegenstand ihrer aufs Genaueste ausgearbeiteten Analysen und kritisch-reflexiven wie ästhetisch-komplexen Spiegelungen sind Medienformate wie Musikvideos, TV- und Kinoproduktionen, aber auch Alltagskommunikation sowie Mode- und Sexindustrie.

A Piece Danced Alone, 2011 (Gallery Version)
Performance von (mit) Alexandra Bachzetsis und mit Anne Pajunen (Live: 11.05.2012)

Ihr Zwei-Personen Stück mit dem Titel A Piece Danced Alone untersucht eben jene Alltagsgesten und das Repertoire von kulturell codierter Körpersprache und inwieweit sich Authentizität und Performance noch voneinander unterscheiden. Alexandra Bachzetsis stellt sich mit einem fiktiven Künstlerinnen-Ego und einer Doppelgängerin vor, deren biografische Überhäufungen von Engagements im Vergleich zu ‚ihrem‘ Alter Fragen nach beruflicher (Künstler_innen-) Selbstdarstellung und gesellschaftlichen Erwartungshaltungen eröffnet. Beide Performerinnen tanzen in dem 40-minütigen Stück verschiedene Soli, die mal als Wettbewerb, mal als Nachahmung, als Interpretation und als Duett angelegt sind. Kompetitives Verhalten konkurriert hier mit dem Sujet der Freundinnen und spielt schliesslich mit der Ununterscheidbarkeit der beiden Personen. Alexandra Bachzetsis und Anne Pajunen tanzen in erotisch-neutralen und unisex-konformer Jeanskombi und Turnschuhen, die ihren modischen Hintergrund im Diskozeitalter der 1970er Jahre hat. Die Choreografie A Piece Danced Alone zitiert ein Vokabular der Körpersprachen, die auf Alltagsgegenwart, modernem Tanz und unserem kollektiven medialen Gedächtnis der Mainstreamunterhaltung beruhen. Bachzetsis und Pajunen interpretieren das geschlechtsstereotype Idealbild einer Marilyn Monroe und Jane Russell aus Gentleman Prefer Blondes (1953), oder die Brechung solcher manifester Geschlechterbilder in den androgynen Rolemodels des Sängers Ian Curtis von Joy Division oder der Rolle der Alex Owens aus Flashdance. In der Interpretation von Titeln wie zum Beispiel She’s lost control wird das Einstudieren von Bewegungsabläufen im Gegensatz zur vermeintlich authentischen Ekstase und Ausgelassenheit thematisiert und damit die individuelle Spannung zwischen Freiheit und Konformität. In diesen für das Publikum auch visuell konfrontativen Studien von Gesten und Codes nimmt Bachzetsis den Voyeurismus der Betrachter_innen als Konzept vorweg, indem sie ohne Bühne oder Abstand zu demselben performt.

 

Alexandra Bachzetsis: Rehearsal (Ongoing), 2011 (Vidoestill)

 

Rehearsal (Ongoing)
2-Kanal Video, 2011
30 min

Die Videoinstallation Rehearsal (Ongoing) ist eine in genaue Abläufe geteilte Choreografie an einem Tisch mit verschiedenen Utensilien. Eine Frau benutzt und verschiebt abwechselnd Dinge auf dem Tisch: Zigarette, Nagellack, Creme, Modemagazin, Polaroid-Kamera, Pillen, Schwamm, Wollknäuel, ausgestanztes Papier. Aus dieser Anordnung auf einem Tisch, der alles vereint – Arbeit, Müssiggang, Reflexion, Haushalt, Körperpflege – entsteht ein möglicher Mikrokosmos weiblicher Existenz. Durch wiederholte, minimale Eingriffe verändert sich das Stillleben langsam, bleibt aber eine in sich geschlossene Welt. Die Ereignisschleife der Szenen, auf zwei nebeneinander justierten Bildschirmen verdoppelt, unterstreicht die Handlung als permanente Probe, als Rehearsal. In der unendlichen Aneinanderreihung von Aneignungsversuchen, die nie zur Vollendung gelangen und die aufgrund ihrer Dopplung nicht in authentische und nachgeahmte Handlungen zu unterscheiden sind, lassen sich Deutungen von individuellen Anpassungsleistungen und sozial normativen Codes herauslesen, die aber auch den Akt von Selbstermächtigung und Brechung dieses deterministischen Kreislaufes offen lassen.
 

mal als Wettbewerb, mal als Nachahmung