Ariane Andereggen

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Ariane Andereggen: S.A.W. - Myself as Popfeminist Artist, 2009-12 (Installationsansicht), Foto: Susi Bodmer 

Ariane Andereggen (*1969, lebt in Basel) ist Theaterschauspielerin, Medienkünstlerin und Performerin und bezeichnet sich selbst als bildende Schauspielerin und darstellende Künstlerin. Formate der Künstlerin sind neben Schauspiel und Performance, Video, Fotografie, Zeichnung und Text. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung interessiert sie sich für die Widersprüche zwischen bewusster Reflexion und Aneignung und unbewusstem Agieren, für das, was soziales Handeln und Selbstrepräsentation im Innersten motiviert.

Second Art World (S.A.W.)
Myself As Popfeminist-Artist

Installation, 2012
Zeichnungen "Folgen sie dem Gespräch", Wandzeichnung, Videos,
1. Psycho-Pop Subjection; 2. Discursive Limits and detailed Artwork of Free-Jazz-Rockmonster; 3. Confrontation-Dress: Astrofeminist; 4. Living in Female Drifts; 5. The Depression-Gala; Live Performance „Woman is an Art-Show Part 1“ (11.05.2012)

Mit ihrem Langzeitprojekt Second Art World (S.A.W.) sucht sie nach einem Zugriff auf das kollektiv-mediatisierte Unterbewusstsein der vergangenen Avantgarde. Ein halberinnertes Universum, deren einzelne Projekte wie Myself as Post-Punk-Artist; Myself as Outsider-Artist; Myself as Media-Artist und Myself as Global-Artist Selbstaneignungsstrategien sind.
Ihre aktuelle Werkserie Myself as Popfeminist-Artist (2010–12) umfasst fünf Videos, eine Live-Performance, Zeichnungen sowie Fotografien, die Ariane Andereggen kontinuierlich produziert. Alle unterschiedlichen Teile sind in einer von der Künstlerin inszenierten Bühneninstallation zu sehen. Myself as Popfeminist-Artist oszilliert ein fiktives Ich der Künstlerin inmitten popkulturellen Mustern, geschlechtsstereotypen Medienbildern und (pop-)feministischen Klischees. In ihren Performancevideos agiert Andereggen als Schauspielerin, die als „Kunst-Vorturnerin“ (Andereggen) Themen wie Sexualität, Einsamkeit, Aggressivität, Verweigerung, Depression und Identitätssuche durchspielt. In ihren Videos zeigt sie offene, kreative Prozesse, die Theater und Kunst verbinden, und hinterfragt darin weibliche Rollen zwischen Authentizität und Projektion. Dabei steht das Sichtbare dem Unsichtbaren gegenüber und wird zu einem Instrument subjektiver Befreiung vor einer Konsumkultur, die durch Vereinnahmung leere Parole identifiziert.

Ariane Andereggen: S.A.W. - Living in Female Drifts (Videostill)

Mit einer unerschrockenen Körpersprache, einer Liebe zu Absurdität und Komik, einer grossen Spielfreude und Selbstironie unternimmt Andereggen einen Parcours der Gesten, Körperbilder und Zitate der Popkultur und Kunstavantgarde. Im Video Living In Female Drifts ist es ein weiblicher Cowboy (In the Style of Fakelore), ,der‘ sich mit einem Stein unterhält, schlecht gelaunt aufs Meer schaut und sich immer wieder offensiv der Kamera zuwendet. Andereggens Monologe bestehen aus einem Referenzsystem von pseudo-feministischen Sprüchen und richten sich immer wieder an die BetrachterInnen: „It's not about me, it's about – YOU.“ In Astrofeminist tritt Andereggen als eine Lady mit knallroten Boxhandschuhen und roten Glitzerleggins auf, die mit ihrem eigenen Schatten kämpft, oder verwandelt sich in einen Stern, der in einer Parkgarage auf seine Entdeckung wartet. Immer spielt Andereggen mit Projektionen und Karikaturen von Weiblichkeit, die wir selbst produzieren. Neben der Körpersprache ist es auch ihre Sprachakrobatik, die den Rhythmus der Videos bestimmen. Zitate und Sätze wie „Wir sind das erste studierte Zeitalter der Kostüme,“ (nach F. Nietzsche) oder „Then I became a woman in the style of penetrating culture“, sind aphoristische Wortbilder. Erweitert werden die Videos in der Installation durch eine Vielzahl an zeichnerischen Studien von Szenen, die Andereggen im Internet und in Zeitungen recherchiert und miteinander re-kombiniert. Die dichte Bilderwand bietet unterschiedlichste Assoziationen und Dialoge und wird zu einem Eintritt in den Anderegg’schen Kosmos von Bedeutungszusammenhängen.
In der Performance Woman is an Art-Show Part 1, die zur Eröffnung der Ausstellung live aufgeführt wird, performt die Künstlerin in einer „sprachlich-fieberhaften Veräusserung allen pop-feministischen Halbwissens eine Art widerständiges Selbstgespräch“ (Ariane Andereggen in einer E-Mail, 22.04.2012.)
 

woman in the style of penetrating culture