Tellervo Kalleinen/Oliver Kochta-Kalleinen: “Complaints Choir of Birmingham”, "The Making of Utopia"

Shedhalle / Ausstellungen / Un/Mögliche Gemeinschaft / KünstlerInnen

CC birmingham 2005

Still aus der Videodokumentation »Complaints Choir of Birmingham«(documentation), 2005

 

Dokumentation des Beschwerdechor-Projekts in Birmingham, 2005

Begegnen wir mit Naeem Mohaiemen dem Protest in seiner politisierten Gestalt, so entwickelten Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen mit den von ihnen initiierten Beschwerde-chören eine liedhaft inszenierte Form des Protests, der sich auf unsere alltäglichen Beschwerden bezieht. Ausgehend vom finnischen Wort „Valituskuoro“, das übersetzt „Beschwerdechor heisst und bedeutet, dass viele Menschen sich gleichzeitig über irgendetwas beklagen, konzipierten sie ihre Idee der Chöre. Der erste Chor fand 2005 in Birmingham, dem sogenannten „arsehole of England“ statt. Das Prinzip besteht darin, über Flyer Menschen anzuwerben, die Klagen haben und bereit sind, diese zusammen mit einem/r lokalen MusikerIn einzustudieren und öffentlich aufzuführen. Nach dem grossen Erfolg in Birmingham wurden die beiden Künstler weltweit eingeladen, Beschwerdechöre zu initiieren. Hong Kong, Philadelphia, Singapur, St. Petersburg, Chicago, Helsinki, Buenos Aires und demnächst Zürich heissen nur einige der mittlerweile 80 Stationen, an denen die Chöre stattfinden und die Kalleinen und Kochta-Kalleinen infolge der grossen Nachfrage nicht mehr selbst leiten können. Das Konzept ist offen und wird auf Youtube fortlaufend dokumentiert. Die Chorgemeinschaften dienen dazu, scheinbar subjektive Probleme in eine temporäre Gemeinschaft zu tragen, die das Verschiedene bündelt und bis anhin Unerhörtes hörbar macht. Dabei wird eindrücklich erfahrbar, dass jedes Anliegen seine Wichtigkeit hat und die meisten Dinge uns alle betreffen.
/ www.complaintschoir.org

 

Kalleinen Utopia

 

The Making of Utopia, Video, 60 min, 2006

„Wie wird Utopia fabriziert?“ lautet der ironische Titel dieses Videos. Ironisch, weil einer der Interviewten im Film selbst sagt, dass Utopia niemals realisiert werden kann. Sehr wohl jedoch kann man versuchen, eine utopische Gemeinschaft auf die Beine zu stellen, die auf dem Weg zu einem Ideal und somit intendiert ist. In eine solche Gemeinschaft wächst man nicht organisch hinein, wie das im familiären Bereich normalerweise der Fall ist, eine solche baut man sich auf. In diesem Sinne macht die utopische Community deutlich, was alle Gemeinschaften auszeichnet und sie im Gegensatz zur bestehenden Gesellschaft attraktiv macht: Man beteiligt und engagiert sich, man sucht sich die Leute aus, mit denen man zusammenleben möchte, man stellt Regeln auf, nach denen lebt und man versucht, Alternativen zur üblichen Vorstellung von Konsens oder Dissens zu finden. Und letztlich und nur da versucht man, die Dinge besser zu machen. Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen gehen davon aus, dass utopische Gemeinschaften „das Gewissen aller Gesellschaften“ seien (George Kateb). Sie zeigen auf, wie einer der Interviewten im Film sagt, dass man „soziale Experimente“ machen kann. „Es ist wichtig zu sehen, dass es alternative Wege zum bestehenden Leben gibt.“ Deswegen suchten die beiden KünstlerInnen den Kontakt zu alternativen Communities und wollten wissen, wie sie den Spagat zwischen Ideal und Realität schafften. Ziel war es, dass sich die Gemeinschaften in einer Art Spielfilm selbst darstellten. Die Wahl fiel auf vier verschiedene Öko-Communities in Australien, die bereits seit 30 Jahren bestehen. In einem Workshop wurden mit den Community-Mitgliedern Drehbücher geschrieben und der Film gedreht, anschliessend kommentieren die ProtagonistInnen die Szenen. So bezieht sich der Titel „The Making of Utopia“ ganz konkret auf das „Making“ des Films selbst.
 

/ http://ykon.org/kochta-kalleinen/utopia.html

liedhaft inszenierte Form des Protests,