Maia Gusberti: «C.Scapes»

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Maia Gusberti: C.Scapes

Maia Gusberti: C.Scapes

 

C.Scapes
2-Kanal-Video (HD), 36 min., 2009
Soundrecordings und Soundkomposition von Mahmoud Refat 

C.Scapes beginnt mit einem Ausblick auf Kairo, das in einem Geräuschteppich aus Autohupen, Stimmengewirr und dem Dröhnen der Industrie vor uns liegt. Dann setzt unvermittelt eine Frauenstimme ein, die auf Arabisch die Vermutung äussert, dass in Kairo kein öffentlicher Raum vorhanden sei. Als das Bild wechselt, verstellt ein dünner Vorhang den Blick auf die Stadt, während Stimmen aus dem Off über die Formen, Funktionen, Bedingungen und Restriktionen von öffentlichem Raum sprechen – und sich dabei nicht selten widersprechen.
Konfrontiert mit strengen Vorschriften für Film­aufnahmen in den Strassen Kairos und ausgehend von der Frage, wie sie etwas zeigen und erzählen kann, was nicht direkt gezeigt werden darf, filmte Maia Gusberti diesen ‹öffentlichen Raum› fortan von dort aus, wo man es ihr nicht verwehren konnte: aus den Innenräumen und auf den Dächern von Privatwohnungen sowie von Aussichtsplattformen für Touristen.
Fast fotografisch muten diese Aufnahmen an, kaum eine Bewegung registrieren sie, selten zeigen sie einen Menschen und nie ein Gesicht. Die Stadt Kairo wird als ein Aussen oder von oben daliegend gezeigt. Sie ist pure Oberfläche, eine Landschaft aus Beton und Satellitenempfängern, ein C-Scape. Das Leben draussen, auf den Strassen, in den Parks und in den Malls, von dem die Stimmen berichten, kann nur in der Vorstellung Raum einnehmen. Durch die Doppelprojektion der Installation, die mal pano­ra­matisch totalisierend, mal in der Gegenüberstellung verschiedener Bilder abläuft, wird der Blick als leicht verschoben, verdoppelt oder ausschnitthaft zu erkennen gegeben. Das Bild ist oft von Fenster­rahmen durchschnitten oder durch Vorhänge ver­wischt – gleichermassen visuelle Abstrahierung und Distanznahme dessen, worüber vielstimmig gesprochen wird: Von der Möglichkeit, sich diesen Raum anzueignen und Kairo zu seiner/ihrer Stadt zu machen.
Gegen Mitte des Videos hören wir ausgelassenes Singen, Musizieren, fröhliches Kindergeschrei, und die Einschätzung der Frauenstimme zu Beginn des Videos scheint gegen Ende als Echo wiederzukehren:
«Die Stadt, sie ist trotzdem schön, wunderschön, aber das Leben hier, mit der Inflation und allem, ist auch Chaos, die Leute leben damit, noch funktioniert es...» Das offene Ende dieses Videos aus dem Jahre 2009, von dem eine interaktive Folgearbeit* geplant ist, verbindet sich unausgesprochen mit dem Wissen darüber, was mittlerweile auf Kairos Strassen und Plätzen geschah.

* Weil sich die von Sitemapping unterstützte Arbeit Urbanpath / Cairo Mindscape (mit Magdi Mostafa) noch in Entwicklung befindet, zeigen wir C.Scapes.

Das Projekt wurde zudem durch Pro Helvetia Kairo und BMUKK Österreich unterstützt.

/ www.maiagusberti.net
 

eine Landschaft aus Beton und Satellitenempfängern,