Max Rheiner: «erich»

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Max Rheiner: erich

Max Rheiner: erich

 

erich
Interaktive Installation, 2011

Die beunruhigende Erfahrung, eine Identifika­tion aufgeben zu müssen zugunsten einer Third-Person­View, die den eigenen oder eingenommenen Körper aus einer Aussenperspektive wahrnehmen lässt, ist aus Computergames bekannt: Etwa dort, wo nach einem bewältigten Level in Kurzzusammenfassung die Taten und Schlüsselmomente der Spielfigur nochmals abgespielt werden – ohne Zugriffsmöglichkeit des/der Spielenden.
Die Installation Max Rheiners geht über diese einfache Erfahrung eines erzwungenen Perspektivenwechsels hinaus und entfaltet dem/der Betrachter/in ein ganzes Spektrum an ‹ver-rückten› und erweiter­ten Wahrnehmungszuständen. Mittels einer HMD-Brille kommt diese/r zur Möglichkeit, das körperzentrierte Sehen zu verlassen und es (gleichsam als Out-of-Body-Experience) auf verschiedene ‹Ich-Stationen› zu verlagern. Dort werden die eigenen Kopfbewegungen in Echtzeit auf die Steuerung von Kamerarobotern abgeglichen – und deren Bilder wiederum an den/die Betrachter/in zurückgespielt. Darüber hinaus sind die ‹Ich-Stationen› wiederum von anderen Besuchern steuerbar, was eine Interaktion ermöglicht.
Zu diesem komplexen Setting tritt eine fiktionale Ebene, die auf die Geschichte eines mittlerweile verstorbenen Psychiatriepatienten verweist, der seinen Namen in der Zusammensetzung von «er» und «ich» als sprechendes Omen seiner Persönlichkeitsstörungen verstand. Mittels kurzen Video­sequenzen wird die Geschichte Erichs eingeflochten, was beim Rezipienten zu einer wahnhaften Wahrnehmung führen kann, weil sich tatsächliche Wahrnehmungen im Raum mit real nicht Dagewesenem ununterscheidbar vermischen.
Max Rheiners Installation bringt psychotische Krankheitsbilder mit Erkenntnissen aus der Robotertechnik und neurokognitiven Wissenschaften zusammen. Dabei geht es Rheiner nicht um eine möglichst realitätsnahe Wiedergabe und Erfahrung, sondern vielmehr um die irritative Kraft eines Settings, das die Konstruktion des Ichs befragt, indem es dieses aufsplittert und dezentralisiert.

/ http://xocog.org
 

Out-of-Body-Experience)