Sarah Vanagt «Little Figures»

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Sarah Vanagt «Little Figures», 2003 (Filmstill)

Sarah Vanagt, B: «Little Figures» (Filmstill)

 

Little Figures
Experimentalfilm, 15.47 min, 2003

Der Mont des Arts in Brüssels Zentrum ist ein Ort, an dem Nationalkultur inszeniert wird, gesäumt von den wichtigsten Museen und Kulturschätzen Belgiens, repräsentativen Bauten und Statuen von Nationalhelden – mitunter grosszügig finanziert durch Einnahmen aus den früheren Kolonien. Unter den steinernen Füssen von «Heldendenkmälern», wie Godefroy de Bouillon, Kreuzritter aus dem 11. Jahrhundert, Albert I., König Belgiens von 1909 – 1934 und seiner Frau Elisabeth, fahren heute Kinder mit familiären Wurzeln in Afrika und Südostasien Skateboard. Sarah Vanagt benutzt den Mont des Arts als Schauplatz für einen filmischen Geschichtsunterricht. Mit den Stimmen dreier Kinder aus Migranten-Familien entwickelt Sarah Vanagt einen fiktiven Dialog der drei Statuen. Die so erwachten Figuren mischen ihre Erinnerungen an die belgische Eroberungs- und Kolonialgeschichte mit der Bedeutung, die ihnen heute zuteil wird.

Kaum jemand beachtet sie, diese Eroberer und Könige, heute, «Little Figures» möchte man meinen, sind sie geworden, trotz ihrer übermenschlichen Gestalt. «Little Figures» kontrastiert auf poetisch-eindringliche Weise die Bedeutung von Geschichte, Nationalkultur und ihren Umdeutungen in der Gegenwart. Vanagt, die in Belgien und England Geschichte und Film studierte, widmet sich in ihren Arbeiten dem kollektiven Geschichte-Erzählen, sei es im kolonial gebeutelten Zentralafrika oder vor ihrer Haustür. Ihr neuer Dokumentarfilm «Boulevard d’Ypres» verschränkt Geschichte des Boulevard d’Ypres, der den Namen einer Schlacht aus dem 1. Weltkrieg trägt, mit der Weltgeschichte aus der Perspektive der Händler, die heute dort leben. (Termin: 12. November 2010)

/balthasar.be

fiktiven Dialog der drei Statuen